0511 - 661074

Das BMAB Jugendcamp 2019 – ein einzigartiges Miteinander ☀️

Die Teilnehmer*innen des BMAB Jugencamps

Die Teilnehmer*innen des BMAB Jugencamps

Jedes Jahr im Sommer veranstaltet der Bundesverband für Menschen mit Arm- oder Beinamputation e.V. (BMAB) ein Camp, in dem Kinder und Jugendliche mit Dysmelie oder auch junge Prothesenträger*innen im Allgemeinen zusammenkommen, neue Freundschaften schließen und ein ganz besonderes „Wir-Gefühl“ entwickeln. Kinder treffen auf andere mit ähnlichen Erfahrungen – keine Rolle außerhalb, sondern mittendrin zu haben, angenommen und unterstützt zu werden, ist dabei das Besondere.

Ein großes Ereignis für junge Prothesenträger*innen

Zahlreiche Aktivitäten wie beispielsweise der Hochseilgarten, ein Sporttag mit Handicap-Sportler*innen des Behinderten-Sportverbandes Niedersachsen, Kanu fahren, Schwimmen & Tauchen, Kistenklettern, Reiten und Bogenschießen, Fußball spielen und vieles mehr erwarten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Innerhalb von zwei Wochen werden neben Sport und Spielen unvergessliche Erfahrungen geteilt und das enge Miteinander gefördert.

Das Jugendcamp finanziert sich durch Sponsoren wie Blatchford – ein internationaler Prothesenhersteller, mit dem auch Teraske zusammenarbeitet. Neben Betreuer*innen und Sponsoren sind auch Sportler*innen und Start-Up-Unternehmen mit Fokus auf Prothetik in Mellendorf vor Ort. Auch mit dabei: Gerald Gerken.

Gerald Gerken beim Training

Gerald Gerken beim Training

Er ist deutscher Meister im Marathon und arbeitet fortgehend als Betreuer und Lauftrainer, weshalb er ein Vorbild für viele Kinder und Jugendliche mit Behinderung ist.

Unseren Orthopädietechniker Ulf Aue und die Firma Blatchford verbindet eine lange und enge Zusammenarbeit. Da Herr Aue die Prothesen für Herrn Gerken schon seit Jahren persönlich anfertigt, hat sich über die Zeit eine enge Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Durch Torben Hennecke von Blatchford bekam er die Chance, beim Camp dabei zu sein und konnte diesen Sommer hautnah miterleben, wie Kinder mit Dysmelie lebensfroh und unbesorgt einfach nur glücklich sind.

Für Ulf Aue war es ein unvergessliches Erlebnis. Er ist seit bereits 47 Jahren als Orthopädietechniker bei Teraske tätig und liebt seinen Beruf. „Ich arbeite mein ganzes Leben lang schon mit Menschen mit Behinderungen oder Amputationen zusammen. Gerade im Kindesalter ist die Belastung groß. Es ist schön zu sehen, wie Kinder und Jugendliche miteinander lachen und spielen – sie ziehen sich gegenseitig mit.“

 

Der Weg ist das Ziel

Orthopädietechniker*innen müssen in ständigem Kontakt mit ihren Patient*innen stehen, dieser Kontakt muss gepflegt und vor allem muss Vertrauen aufgebaut werden. Gerade bei Kindern spielt das Thema Nachversorgung eine große Rolle. Durch das Wachstum muss jede Prothese immer wieder erneut angepasst werden. „Man muss mit ihnen mitwachsen, entwicklungsmäßig wie auch charakterlich.“

Gerald Gerken und Ulf Aue

Gerald Gerken und Ulf Aue

Die Zusammenarbeit steht und fällt mit dem Vertrauen und der persönlichen Beziehung. Niemand mag das Gefühl, von Fremden abhängig zu sein. Diese Hürde muss überwunden werden, damit eine kooperative, erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Orthopädietechniker*in und Kund*in möglich ist. Ein wertvoller Tipp von Ulf Aue ist: „Sei immer auf Augenhöhe mit deinen Patient*innen.“ Für sie ist nicht nur das Ziel wichtig – der Weg ist das Ziel.“

Psychologie als wichtiges Element

Zusammenfassend kann man also sagen, dass Psychologie ein wichtiges Thema im Bereich Gesundheitswesen ist. Exaktes Arbeiten und großes Einfühlungsvermögen sind Qualifikationen, die ein Orthopädietechniker haben sollte, um einen guten Job zu machen.

Prothesenträger*innen, die durch Unfälle oder sogar im Krieg Verletzungen erlitten haben, die eine Amputation notwendig machten, sind häufig traumatisiert und brauchen therapeutischen Beistand. Solch ein Trauma muss möglichst früh behandelt werden, sonst verfolgt es sie ihr Leben lang. Ulf Aue sieht die Dynamik lebensfroher Menschen und Kinder auf dem Camp noch immer vor sich. „Das unbedachte und unbesorgte Klettern auf Bäume, wo sich andere denken würden ‚Pass auf, gib auf dich Acht.‘ ist für die Kinder gar kein Thema. Sie sind einfach Kinder, die Spaß haben wollen und die Welt erkunden möchten.“

Auch für Sponsoren ist das Camp immer wieder eine Bereicherung, weil sie sehen, was ihr Produkt und die Entwicklung bei Menschen, insbesondere Kindern, bewirkt. Dies macht Firmen wie Blatchford, aber auch Orthopädietechniker*innen wie Ulf Aue glücklich und gibt ihnen die Bestätigung, das Richtige zu tun. „Zu sehen, was unsere Arbeit bei den Menschen bewirkt, ist unbezahlbar.“

Eine Entwicklung wie von Menschenhand

Ulf Aue, Philipp Barluschke und Gerald Gerken

Ulf Aue, Philipp Barluschke und Gerald Gerken im Gespräch

Unter den Anwesenden war auch der Start-Up-Unternehmer Philipp Barluschke . Der 30jährige aus Husum hat mit seinem Unternehmen BarluParts 3D das Ultra Soft Comfort-Prothesenschaftsystem entwickelt und fungiert ebenfalls als Auftragsfertiger für Sanitätshäuser. Neben der nötigen Stabilität bieten seine Prothesenschäfte als tragendes Element eine angenehm weiche Oberfläche, antibakterielles, geruchsneutrales Material und eine Thermoregulation, die unangenehmes Schwitzen verhindert. Angenehme Nebeneffekte sind unter anderem das geringe Gewicht der Prothese und die extreme mechanische Belastbarkeit. Herr Aue ist von diesem Konzept des Prothesenbaus sehr beeindruckt und wendet diese Technik bei seinen Patienten an. „Die Prothese fühlt sich nicht nur weich an, sondern auch menschlich.“ Barluschke ist selbst Prothesenträger und Träger dieser neuen Schafttechnik und war dieses Jahr als Betreuer im Jugendcamp dabei. Auch er teilt die Meinung von Ulf Aue.
Für unseren Orthopädietechniker war dies eine schöne Zeit, an die er sich gerne erinnert. „Ich danke unserem Orthopädietechniker Christoph Wellbrock und Torben Henneke, Mitarbeiter von der Firma Blatchford, der mich eingeladen hat, für die Chance, dies mitzuerleben. Wir hatten vor Ort gemeinsam als Team eine sehr schöne Zeit.“